«Das
Motorengeräusch ist die schönste Musik»
Bericht von: Silvia Baumgartner
«Das Schöne an diesem Auto ist, dass man nie genau weiss, wie schnell man
fährt», lacht Rolf Mathys. Tatsächlich: Die Nadel im Tacho des
59-jährigen Willy-Jeeps (genaue Bezeichnung: Willys Jeep CJ3A 1949) schwankt hin
und her zwischen 60 und 80 Stundenkilometer. Der Motor brummt, der Fahrtwind
bläst einem um die Ohren. «Das Motorengeräusch ist die schönste Musik», sagt der
ebenfalls 59-jährige Fahrer überzeugt.
Vor sieben Jahren hat der in Rottenschwil wohnende Betriebsmechaniker das alte
Auto für 15 000 Franken gekauft. Der Jeep ist kein teures Hobby, denn den
Unterhalt besorgt er selber. «Das ist einfachste Technik», erzählt er
fasziniert.
«Früher bin ich Motorrad gefahren», erzählt Mathys. Doch nach einem schweren
Unfall hat er sich nicht mehr in den Sattel setzen wollen. «Etwa zehn Jahre nach
dem Unfall wollte ich den Fahrtwind wieder spüren.» Kommt dazu, dass er schon
immer für Militärfahrzeuge geschwärmt hat. «Ich war Sanitäter im Militär. Schon
damals gefielen mir die Fahrzeuge, ich durfte aber nie damit fahren», schmunzelt
er. Ein Defizit, das er jetzt nachholt. Fast jedes zweite Wochenende ist er
unterwegs. Manchmal kommt seine Frau mit, oder er unternimmt Touren mit anderen
Jeep-Freunden. Mathys hat sogar eine spezielle Internetseite geschaffen: Unter
www.willys-jeep.net bietet er ein Forum für Jeep-Fans an. «Wir sind kein
Verein», betont er, «sondern nur eine lose Interessengemeinschaft.» Ausgetauscht
werden Insiderwissen, oder man verabredet sich zu einem der Jeep-Treffen in der
Schweiz.
Rolf Mathys und seine Frau sind aber auch schon mit dem Jeep bis nach Schweden
und Dänemark gereist. «Von Lörrach nach Hamburg und zurück haben wir das
Fahrzeug auf den Zug verladen», schmunzelt er. 3500 Kilometer sind sie auf
dieser Tour im offenen Gefährt gefahren. Schlecht Wetter schreckt den
Jeep-Freund nicht ab: «Ich war schon bei minus 35 Grad in Samedan unterwegs»,
erzählt er. Und der nächste
Trip ist bereits geplant: «Im Sommer geht's mit Kollegen ins Stilfserjoch-Gebiet.
Passfahrten sind ganz speziell in diesem Auto.».
Kupplung und Schaltung erfordern noch körperliche Arbeit. «Nach einer Passfahrt
spüre ich die Beine schon», lacht Mathys.
Als kleine
Belohnung für den Artikel durfte die Reporterin das Gefährt
über Strassen und Gelände bewegen.